KAPITALKOMPASS #37: Realzinsen
- service4100
- 5. Feb.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 3 Tagen
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die Zinsen sinken weiter – doch die Inflation bleibt hartnäckig. Was bedeutet das für Sparer und Anleger? Wer bislang auf Tagesgeld- oder Festgeldkonten gesetzt hat, sieht sich mit einer neuen Realität konfrontiert: Die Realzinsen rutschen wieder in den negativen Bereich. Gleichzeitig gibt es interessante Alternativen, um das Vermögen langfristig zu sichern und Renditen zu erzielen.
In dieser Ausgabe des KAPITALKOMPASS beleuchten wir die aktuellen Entwicklungen und zeigen Ihnen Strategien auf, mit denen Sie auch in Zeiten fallender Zinsen klug investieren können.
Zinssenkungen trotz Inflation –
Wie Sparer jetzt reagieren sollten
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am vergangenen Donnerstag die fünfte Zinssenkung in Folge beschlossen. Der Einlagensatz, der maßgeblich für Sparzinsen ist, wurde von 3,0 auf 2,75 Prozent gesenkt. Damit setzt sich der Trend fallender Zinsen fort, während die Inflation nicht vollständig verschwindet.
Die ersten Auswirkungen waren bereits spürbar: Zwar reagierten die Renditen von Anleihen nur verhalten auf die erwartete Entscheidung, doch viele Banken kündigten umgehend Zinssenkungen für ihre Kunden an. So reduzierte der Onlinebroker Trade Republic seine Tagesgeldverzinsung ab dem 5. Februar von 3,0 auf 2,75 Prozent. Auch mehr als ein Dutzend anderer Institute folgte mit ähnlichen Anpassungen. Laut FMH-Finanzberatung liegen die durchschnittlichen Zinsen derzeit bei 1,71 Prozent für Tagesgeld, 2,11 Prozent für einjähriges Festgeld und 2,06 Prozent für zweijähriges Festgeld.
Die Konsequenz: Für viele Sparer wird es zunehmend schwieriger, mit klassischen Zinsanlagen die Inflation auszugleichen. Welche Alternativen bieten sich also an, um das Ersparte vor dem schleichenden Wertverlust zu schützen?
Die „Latecomer“ treiben die Inflation weiter an
Die Inflation in Deutschland lag im Januar bei 2,3 Prozent, nachdem sie im Dezember noch 2,6 Prozent betragen hatte. Diese erste Schätzung veröffentlichte das Statistische Bundesamt am vergangenen Freitag. Besonders auffällig: Während einige Preisanstiege bereits hinter uns liegen, setzen viele Unternehmen und Institutionen ihre Preiserhöhungen erst jetzt um – ein Phänomen, das EZB-Präsidentin Christine Lagarde als „Latecomer“ bezeichnet. Ein Beispiel hierfür ist das Deutschlandticket, dessen Preis zu Jahresbeginn angehoben wurde. Insbesondere im Dienstleistungssektor sind weiterhin steigende Preise zu beobachten.
Die EZB zeigt sich optimistisch und rechnet damit, dass die Inflation „im Laufe des Jahres“ auf ihr mittelfristiges Ziel von zwei Prozent zurückgeht. Doch unter Ökonomen herrscht Uneinigkeit, ob dies realistisch ist. Entscheidend wird unter anderem die weitere Entwicklung der Löhne sein, da steigende Personalkosten oft über höhere Preise an die Verbraucher weitergegeben werden. Die Commerzbank beispielsweise hält die EZB für zu optimistisch in ihrer Einschätzung des Lohnkosten-Drucks.
Trotz dieser Unsicherheiten hat der EZB-Rat am Donnerstag einstimmig beschlossen, die Zinsen weiter zu senken, da sich die Inflation langfristig rückläufig entwickeln soll. Doch dieser Schritt ist nicht unumstritten. Kritiker wie Michael Heise, Chefvolkswirt von HQ Trust, warnen davor, dass Zinssenkungen bei noch erhöhter Inflation das Vertrauen in die Stabilitätspolitik gefährden und langfristig die Inflationserwartungen anheizen könnten.
Auch das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sieht Risiken. Laut Ökonom Friedrich Heinemann verlässt sich die EZB „vor allem auf das Prinzip Hoffnung“. Er betont, dass die Inflationsprognosen der Zentralbank über längere Zeiträume oft unzuverlässig seien. Zudem könnten geopolitische Ereignisse, wie mögliche neue US-Zölle unter Donald Trump, zusätzlichen Inflationsdruck erzeugen.
Das Bankhaus Berenberg erwartet nun bis zum Sommer zwei weitere Zinssenkungen der EZB um jeweils 0,25 Prozentpunkte. Die Frage bleibt, ob dieser Kurs angesichts der hartnäckigen Inflation der richtige ist – oder ob die EZB das Risiko eingeht, die Inflation zu unterschätzen.
Erstmals wieder negative Realzinsen – was bedeutet das für Sparer?
Für viele Anleger stellt sich aktuell eine schwierige Frage: Wohin mit dem Geld? Mit den sinkenden Zinsen verlieren Tages- und Festgeldkonten zunehmend an Attraktivität – insbesondere bei regionalen Volksbanken und Sparkassen. In vielen Fällen reicht die Verzinsung nicht mehr aus, um die Inflation auszugleichen. Und sollte die Inflation in den kommenden Monaten wieder anziehen, würde sich diese Entwicklung weiter verschärfen.
Tatsächlich sind die Realzinsen – also die Verzinsung nach Abzug der Inflation – zum ersten Mal seit einem Jahr wieder negativ. Laut dem Vergleichsportal Verivox liegt der reale Ertrag für zweijähriges Festgeld inzwischen unter null. „Durch die Kombination aus spürbarer Teuerung und sinkenden Zinsen hat sich für Sparer so etwas wie der perfekte Sturm zusammengebraut“, erklärt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.
Welche Alternativen gibt es?
Anleger, die ihr Kapital für mehr als ein bis zwei Jahre investieren können, haben Möglichkeiten, sich gegen negative Realzinsen zu schützen. Eine Option sind Anleihen von Staaten und Unternehmen mit guter Bonität, die langfristig eine positive reale Verzinsung ermöglichen.
Ein Blick über den Euro-Raum hinaus kann ebenfalls lohnenswert sein: In den USA sind die Zinsen aufgrund des stärkeren Wirtschaftswachstums deutlich höher. Festgelder mit Laufzeiten von sechs bis zwölf Monaten bieten dort Zinssätze von über 3 %. Allerdings besteht dabei ein Währungsrisiko, das es zu berücksichtigen gilt.
Für Anleger mit einer etwas höheren Risikobereitschaft können zudem Aktien mit stabilen Dividendenrenditen eine attraktive Alternative sein. In der aktuellen Ausschüttungssaison liegen Dividendenrenditen von 3 bis 5 % im marktüblichen Bereich.
Unsere Empfehlung
HOLON empfiehlt Anlegern mit einem langfristigen Anlagehorizont einen ausgewogenen Mix aus Qualitätsaktien, Wachstumsaktien und Anleihen. Durch eine breit diversifizierte Strategie lassen sich Chancen nutzen, ohne unnötige Risiken einzugehen.
Die Finanzmärkte bleiben dynamisch, und gerade in Phasen niedriger Zinsen ist eine durchdachte Anlagestrategie entscheidend. Mit einem ausgewogenen Portfolio aus Anleihen, Dividendenaktien und internationalen Anlageklassen lassen sich auch in diesem Umfeld attraktive Erträge erzielen.
Wir hoffen, Ihnen mit dieser Ausgabe wertvolle Impulse gegeben zu haben. Falls Sie Fragen zu Ihrer individuellen Anlagestrategie haben, stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.
Mit besten Grüßen und einem erfolgreichen Investieren,
Ihr Service-Team

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Quellenangabe:
Torsten Leißner
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